
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Gäste,
es ist kaum zu glauben, dass seit meiner Wahl am 19. Juni in Mägenwil schon fast ein Jahr vergangen ist. Wir waren damals zu Gast auf dem Betrieb von Daniel Habegger und haben viel über den Anbau von Buschbohnen und die damit verbundenen Herausforderungen gelernt.
Doch schon damals stand ein anderes Ereignis im Mittelpunkt: der Internationale Agrarjournalistenkongress in Interlaken. Für mich persönlich war das das Highlight meines bisherigen Amtsjahrs. Diesen Kongress mitzugestalten, mitzutragen – und gemeinsam mit unserem OK-Präsidenten Roland zu eröffnen – war eine grosse Ehre und eine unvergessliche Erfahrung.
Was mich am meisten beeindruckt hat, war der Spirit dieses Kongresses. Die Professionalität, das Engagement unserer freiwilligen Helferinnen und Helfer – das war aussergewöhnlich. Und das Feedback? Durchwegs positiv. Von Teilnehmenden, Partnern, Referierenden. Das zeigt: Die vielen Stunden Arbeit haben sich gelohnt.
Unsere Exkursionen gaben einen tiefen Einblick in die Vielfalt der Schweizer Landwirtschaft – das zeigen auch die vielen Berichte, Posts und Filme, die bis heute entstehen. Ein Beispiel: Melanie Epp hat letzte Woche einen Artikel veröffentlicht, in dem sie noch einmal ihren Besuch der Emmentaler Käserei in Affoltern thematisiert hat – ein Ort, in dem bald kein Emmentaler mehr produziert wird.
Ich möchte auch unseren Mut erwähnen, jemanden von BirdLife einzuladen. Er hat seine Sicht vertreten, wurde respektvoll angehört – und wir haben gezeigt: Wir hören auch andere Stimmen und bewegen uns nicht nur in unserer eigenen Blase.
Mit über 30 teilnehmenden Nationen, 270 Teilnehmerinnen und Teilnehmern von sechs Kontinenten haben wir die Schweiz im besten Licht präsentiert – und bleibende Eindrücke hinterlassen.
Dass wir so viele Partner gewinnen konnten, war ein Glücksfall. Viele Zusagen kamen erst kurz vor knapp. Heute – bei angespannter Wirtschaftslage, vor allem in der Landtechnik – wäre das deutlich schwieriger.
Wandel im Journalismus
Ein weiteres Thema, das mich beschäftigt: der Wandel im Journalismus. Künstliche Intelligenz beeinflusst unsere Arbeit. Sie kann hilfreich sein – bei der Recherche, bei Headlines, bei Struktur. Aber unser Stil, unsere Haltung, unsere Authentizität – die dürfen wir nicht verlieren.
Für und Wider der Digitalisierung im Agrarjournalismus
Vorteile:
- Schnellere Informationsverbreitung: Digitale Medien ermöglichen eine zeitnahe Berichterstattung und Aktualisierung von Nachrichten, was besonders bei aktuellen Themen wie Wetterereignissen oder politischen Entscheidungen wichtig ist.
- Grössere Reichweite: Online-Plattformen und soziale Medien erreichen ein breiteres Publikum, auch jüngere Zielgruppen, die klassische Printmedien weniger nutzen.
- Multimediale Darstellung: Durch Videos, Podcasts, interaktive Grafiken und Bilder können komplexe agrarwissenschaftliche Themen anschaulicher vermittelt werden.
- Direkte Interaktion: Leser können über Kommentare, Foren oder soziale Netzwerke direkt mit Journalist:innen und untereinander kommunizieren, was den Austausch fördert.
- Effizientere Recherche: Digitale Tools und Datenbanken erleichtern die Recherche und ermöglichen den Zugang zu einer Vielzahl von Quellen und Statistiken.
Nachteile:
- Informationsflut und Fake News: Die Vielzahl an digitalen Quellen erhöht das Risiko von Fehlinformationen und erschwert es, verlässliche Inhalte von unseriösen zu unterscheiden.
- Wirtschaftlicher Druck auf Redaktionen: Sinkende Einnahmen aus Print-Abonnements und Anzeigen führen zu Sparmassnahmen, was die Qualität und Vielfalt der Berichterstattung beeinträchtigen kann.
- Technikabhängigkeit: Für die Nutzung digitaler Angebote sind technische Infrastruktur und digitale Kompetenzen erforderlich, was insbesondere in ländlichen Regionen eine Hürde darstellen kann.
- Verlust von Tiefgang: Schnelle Online-Berichterstattung kann dazu führen, dass Hintergrundrecherche und ausführliche Analysen zu kurz kommen.
- Datenschutz und Privatsphäre: Die Nutzung digitaler Plattformen wirft Fragen zum Schutz persönlicher Daten und zur Privatsphäre auf.
Wir haben im Vorstand deshalb auch über neue Wege gesprochen. Ein Thema: die mögliche Aufnahme von Agrar-Influencern in unseren Verband. Das sehen wir als Chance – vorausgesetzt, Fachwissen und Professionalität stehen weiterhin im Zentrum.
Ein Blick auf unsere digitalen Kanäle:
Die Website haben wir komplett überarbeitet. Sie ist moderner, klarer – und zeigt auf den ersten Blick, wofür wir stehen:
Verbindung von Landwirtschaft, Journalismus und internationalem Austausch.
Neu:
- „Mitglied werden“ ist nun deutlich sichtbarer.
- Eine Rubrik „Aktuelles“ bringt mehr Leben auf die Seite: mit Terminhinweisen, Berichten, Weiterbildungsangeboten.
Noch offen sind:
- kleinere Layout-Anpassungen,
- Textüberarbeitungen,
- das Korrekturlesen auf Französisch
- sowie die Freischaltung der Rubrik „Artikel unserer Mitglieder“.
Auch ein Anmeldetool für Veranstaltungen ist geplant.
Hier gilt ein ganz besonderer Dank an unser Vorstandsmitglied Jonas, der viel ehrenamtliche Zeit in dieses Projekt investiert hat.
Zum Schluss:
Wir entwickeln uns weiter – als Verband, als Journalist:innen, als Teil einer sich wandelnden Branche. Ich danke euch für euer Vertrauen, eure Unterstützung – und freue mich auf alles, was vor uns liegt.
Vielen Dank.
Kirsten Müller